
Medium: CD / Digital / Vinyl
Released: 24. Juli 2015
L’Orange & Kool Keith: Time? Astonishing!
In der Flut von Kool Keith-Alben der letzten Jahre war kaum eines dabei, welches die Mittelmäßigkeit von sich abschütteln und aus der Menge herausstechen konnte. Wenn man im Zuge dessen nun dem neuen Album wenig Beachtung schenken möchte, wäre das ein Fehler, ein mächtiger obendrein.
Zeit ist wirklich eine erstaunliche Sache. Immerhin ist der über 50 jährige Rapper seit fast 30 Jahren im Business, scheinbar ohne gealtert zu sein. Das Motiv der Zeitreise stellt nicht nur das Konzept des Albums dar, ein ähnliches Gefühl übermannt einen auch selbst nach Genuss des 35-minütigen Werks. Mit einem Fingerschnippen ist man mal eben kurz 15 Jahre in die Vergangenheit gereist, denn so erweist sich „Time? Astonishing!“ als Keiths bestes Album des 21. Jahrhunderts.
Der Grund hierfür liegt mitunter in den makellosen Produktionen von L’Orange. Nicht nur, dass es keinen einzigen Lückenfüller zu erleiden gibt, es hat sich schon seit langer Zeit kein Album mehr so vollständig und flüssig angefühlt. Ein Track geht nahtlos in den nächsten über – 35 Minuten Kopfnicken garantiert. Die Formel wirkt dabei denkbar simpel aber umso effektiver: Samples versprühen eine Prise Jazz und Nostalgie, werden durch etwas Weltraumflair erweitert und mit ganz viel dumpfen Bass gemischt.
Das spacige „The Traveler“ wird das Genick von einigen Hörern zerbersten lassen, Songs wie „Twenty Fifty Three“ hätte man sich vom letzten Deltron-Album erhofft und „Meanwhile Back Home“ hätte 1991 von der Freestyle Fellowship im Good Life Cafe performt werden können. L’Orange und Keith eignen sich auf ihrer Zeitreise viele Stile an, ohne auch nur im geringsten zu kopieren. Und trotz allen in die Vergangenheit reichenden Referenzen, wirkt das Ganze frisch und auch im Jahre 2015 vollkommen legitim.
Die Gästeliste fügt abschließend noch die saftig rote Kirsche auf die zuckersüße Sahne. So darf man sich mitunter über einen wahnsinnig gut aufgelegten Open Mike Eagle, einen immer noch routinierten Mr. Lif und everbody’s Darling Blu freuen.
Hier kommt zusammen, was zusammen gehört. Dies bezieht sich nicht nur auf die eben erwähnten Features, sondern erstrangig auf das Duo, von welchem Nachschub nur zu erhoffen ist, denn die beiden liefern hier mal ganz nebenbei eines der besten Alben des Jahres ab.
http://www.mellomusicgroup.com
Text: Markus Matt
Tags: Kool Keith L'Orange Mello Music Group