
Knowsum – Allgegenwärtiges Stehenbleiben
“Sichtexotica I”, das Erstgeborene einer auf dem Label Sichtexot erscheinenden Reihe von Beatalben, ist vor kurzer Zeit erschienen. Den Einstieg macht der Mainzer Beatproduzent und Rapper Knowsum. Seine früheren Produktionen sind geprägt von undogmatischen, dennoch tighten Drums und oft nah an Dissonanzen gepitchte Melodien und Klangschnipseln. Im folgenden Interview hat er uns einen Einblick gegeben, was das neue Projekt für ihn bedeutet, was den Hörer diesmal erwartet und wohin die Reise geht.
DEAD: Wer ist Knowsum? Was zeichnet ihn aus?
Knowsum: Knowsum ist der Beatmacher deines Misstrauens und ein waschechter Lebemann. Er zeichnet sich selbst aus.
DEAD: Seit wann machst du Musik und wie hast du zu ihr gefunden?
Knowsum: Ich mache seit ich circa 15 Jahre alt bin Musik und saß glaub ich das erste mal als Baby mit meinem Opa an dessen Klavier. Sowas hat dann vielleicht geprägt. Mein Papa macht auch Musik und hat schon Madlib gehört als ich noch nicht wusste, was Kick und Snare sind. F. von den audiotreats, mein angeheirateter Onkel, hat mir dann, als das Interesse größer wurde, gezeigt wie man Beats mit einem Programm am PC macht.
DEAD: Womit hast du angefangen, Rap oder Beats?
Zuerst kam der Rap…
Knowsum: Das war in etwa zeitgleich. Zuerst kam allerdings der Rap, damals noch über fremde Beats, die Loki [von Luk&Fil, Anmerkung der Redaktion] irgendwoher hatte. Danach fing ich dann an selbst welche zu machen – die glücklicherweise eines Tages gut genug waren, um von uns berappt an die Öffentlichkeit gelangen zu dürfen.
DEAD: Hast du die Lieder exklusiv für den Sampler produziert oder existierten einige bereits?
Knowsum: Die Beats sind natürlich alle exklusiv für dieses Release produziert.
DEAD: Gibt es einen Produzenten, den du besonders gerne auf kommenden Erscheinungen der Reihe hören würdest?
Wir sind selbst gespannt wo die Reise hingeht.
Knowsum: Für kommende Sichtexotica Erscheinungen sind schon ein paar Beatmaker in Planung. Es sollen alles Menschen sein, die aus dem engeren SXT-Umfeld kommen. Die Nächste, können wir hier schon mal verraten, wird von Tufu sein! Wir sind selbst noch sehr gespannt wo die Reise hingeht.
DEAD: Welche Musiker würdest du derzeit als deine Einflüsse nennen?
Knowsum: Aktuell höre ich viel Connan Mockasin, sehr viel abstruse, alte (Jazz-) Mukke, die dann auch unter anderem als Samplequelle dient und natürlich den neuen Kram, der anderen Sichtexotheisten. Ansonsten hab ich schon Bock auf das neue Flying Lotus Album und vor geraumer Zeit kam die Misel Quitno Platte bei mir an. Und manchmal klicke ich mich durch soundcloud auf der Suche nach Leuten wie: rbe., sleepyeyes, ewonee, phedee, psymun usw.
DEAD: Zu deinem ersten Release “The Most Awkward” besteht, zumindest für meine Ohren, ein unüberhörbarer Unterschied. Würdest du das selbst auch sagen und wenn ja, wie ist deine musikalische Reise von dort bis hin zum aktuellen Release verlaufen?
Man wird älter, kriegt mehr mit, Dinge werden ernster…
Knowsum: Ja, das sehe ich genauso. Man wird älter, kriegt mehr mit, Dinge werden ernster, man hört mehr Musik und so hat sich das dann eben in die eigene Musik übertragen. Ich bin auf jedenfall experimentierfreudiger geworden, da die immer selbe Leier irgendwann langweilt. Die Quantisierung wird deshalb auch oft ins Chaos erweitert.
Allerdings habe ich manchmal dann auch wieder einfach Lust einen schönen, normalen Hip-Hop-Loop zu bauen und spartanisch drüber zu rappen. Das heißt, es war eigentlich keine “musikalische Reise” sondern eher ein allgegenwärtiges Stehenbleiben, zu dem immer mehr hinzukam und kommt.
DEAD: Oft haben deine Texte philosophische Passagen und es fällt auch mal der Name “Nietzsche”. Wie kommt es dazu?
Knowsum: Das ist eine sehr gute Frage.
DEAD: In dem ersten Track auf Sichtexotica I, “Beginn”, heißt es “…Musik ist jetzt das Opium für’s Volk…”. Wie kommst du zu diesem Schluss?
Knowsum: Es handelt sich bei der Stimme nicht um meine eigene sondern um ein Sample aus den 70ern. Für mich ist Opium das Opium für’s Volk. Könnte jetzt auch was cooles reininterpretieren aber das macht am besten jeder selbst.
DEAD: Was ist mit anderen Kunstformen? Bildende Kunst, Theater?
Knowsum: Ins Theater gehe ich sehr selten. Das ist nicht mein Medium irgendwie aber wenn es mal dazu kommt kann ich mich da im Idealfall genauso für begeistern wie für ein schönes Lied. Bei bildender Kunst ist es ähnlich, wobei ich da noch mehr Bezug zu habe. Ich male selbst gerne und mache eigene Collagen, das ist irgendwo verwandt mit dem Sampling und macht mir auch fast genauso viel Spaß. Und gute Filme sind auch cool.
DEAD: Kann man dich in Zukunft irgendwo live sehen?
Knowsum: Ja, hier:
DEAD: Danke für deine Zeit. Willst du noch was loswerden?
Knowsum: Ich habe zu danken! Wer hat an der Uhr gedreht?
https://knowsum.bandcamp.com/http://www.sichtexot.com/
Text: Manuel Fatia
Tags: Knowsum Sichtexot Sichtexotica