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deadwords » interviews 04.08.2012
Angry Teng Videopremiere – Zombies!!!

Am 21. März diesen Jahres hat Angry Teng seinen zweiten Longplayer auf den Markt geworfen, released über Zeitgeister Music. Wir haben die Ehre, sein zweites Video als erste präsentieren zu dürfen: “Zombies!!!”, eine Hymne mit Kopfnick-Faktor. Im folgenden Interview bekommt ihr einen kleinen Einblick in die Welt des Angry Teng und ein paar Details zum aktuellen Album “Live In New York”.

DEAD: Dein altes, respektive erstes Album “Nich zu fassen” klingt “verspielter” als das aktuelle. “Live In New York” scheint ernsthafter. Bist du “erwachsen” geworden?

Angry Teng: Klar, ein Song wie „Salamander“ ist sicherlich ziemlich verspielt, auch im Nachhinein relativ amateurhaft konzipiert. „Kaffee und Kuchen“ war von Anfang an mehr ein Witz als ein Song, mit dem ich ein mir wichtiges Anliegen vermitteln wollte. „Tag und Nacht“ dagegen würde ich heute so gar nicht mehr machen, weil das inhaltlich einfach nur klar ist, deshalb finde ich auch die Leute süß, die nach wie vor brav jedes Jahr einen Song gegen das Hiphop-Business/Kanakenrap/Sexismus im Rap machen. So was muss man nicht extra sagen und ist im Übrigen auch echt unwichtig im Gesamtkontext.

Ich kann im echten Leben auch sarkastisch sein, doch den Zynismus der neuen Hipster- und Cocooning-
generation verachte ich.

Erwachsen im Sinne von ernsthafter könnte man meinen, ja. Zumindest in der Musik. Ich kann im echten Leben auch sarkastisch sein, doch den Zynismus der neuen Hipster- und Cocooninggeneration verachte ich. Die einen sind unreife Trendgeschädigte, immer lechzend nach dem neuesten Fad, die ihre politische Bildung auf „Neon“, „Welt“ und „Spiegel“ gründen und sich dann über Israelkritiker echauffieren, während sie mit ihren bedruckten Baumwolltaschen und ihrer total genreoffenen Plattensammlung in Problemviertel ziehen, schlechte Stencils schneiden und sich aus Angst vor dem Terror des bösen Islams einnässen und damit dann ernsthaft Feldzüge in der dritten Welt rechtfertigen und nicht merken, dass sie trotz Popfeminismus und trotz Einkaufens beim Türken im Grunde eigentlich doch nur rassistische Spießer sind. Die anderen machen dasselbe, sind aber eben vielleicht nicht Webdesigner und Kunststudenten sondern irgendetwas bürgerlicheres, das Endresultat ist aber das Gleiche. Deshalb bin ich meinen Texten inzwischen vielleicht oft eher ernsthaft bis pathetisch statt ironisch bis zynisch. Weil „Gutmenschentum“ kein Schimpfwort ist! Aber was rege ich mich schon wieder auf, ich bin ja selber ein verwöhntes Konsumkid.

DEAD: Warum der Titel “Live in New York”?

Angry Teng: „Live in New York“ war irgendwann der Arbeitstitel. Arbeitstitel bleiben bei mir meistens kleben. Also „Live in New York“. Das ist vielseitig interpretierbar und klingt geil. Gibt keinen wirklichen Grund, Albumtitel sind ein Gefühl. In Verbindung mit dem Cover ballert das einfach…

DEAD: Wie kam es, dass Influenza’s Finest, welche ja auch schon den Track “Ctulhus Ruf” auf deinem alten Album produziert haben, nun die komplette Scheibe musikalisch vertont haben?

Ich mag es nicht, wenn alles zu geradlinig ist.

Angry Teng: Influenza’s Finest fanden „Cthulhus Ruf“ genau so fett wie ich. Die Thematik passte einfach perfekt auf den Beat. Dieser Song sowie die erste Demo von „Poem, yo!“ müssen die Jungs dazu bewogen haben, mich einige Monate später zu fragen, ob ich Bock hätte, ein ganzes Album nur mit ihnen zu machen. Das hatte ich, allerdings mit Einschränkungen. Es sind nämlich nicht alle Beats von ihnen, sondern „nur“ etwas über die Hälfte. Das hat nichts damit zu tun, dass Influenza’s Finest nicht genug coole Beats gemacht hätten (ich hatte um die 200 auf Platte), aber ich mag es nicht, wenn alles zu geradlinig ist. Flavour muss Abweichung vertragen. Allerdings hat SiebZehN von Influenza’s Finest die Scheibe auch noch gemeinsam mit mir gemischt, arrangiert und gemastert.

DEAD: Warum Zeitgeister Music – ein Label welches bisher nur Musik aus dem Gitarren-Bereich veröffentlicht hat?

Angry Teng: Naja, Zeitgeister Music sind in erster Linie Freunde von mir, mit denen mich außerdem der musikalische Geschmack verbindet – und der beschränkt sich bei weitem nicht nur auf Metal. Das ist kein Label im klassischen Sinne, das Bands veröffentlicht, um deren Alben zu verkaufen. In erster Linie geht es darum, den eigenen Output zu kanalisieren (bezogen auf den Freundeskreis). Das hatte sich für die Jungs und mich einfach richtig angefühlt und ich bin sehr stolz, jetzt offizieller Zeitgeister-Künstler zu sein. Außerdem habe ich zeitgleich auch ein Album mit Slon gemacht, auf dem ich singe und tanze und hier und da mal auf eine Taste am Synthesizer gedrückt habe – wir nennen es postapokalyptischen Deutschgrind.

Ich bin mit Metal aufgewachsen, Rap war und ist ein viel kleinerer Teil.

Ich selbst höre wirklich alles, was gut ist. Da ist dann naturgemäß sehr viel Metal bei, das ist die Mucke, mit der ich aufgewachsen bin. Rap war und ist ein viel kleinerer Teil. Wobei ich sagen muss, dass Naughty By Nature’s „19NaughtyIII“ die meisten Metalalben in Stücke reißt!

DEAD: Ein paar Sätze zu deinen Gastmusikern…

Angry Teng: Die Liste ist lang, wenn man es genau betrachtet. Also:

DIE PRODUZENTEN

Flügelmann hat nicht nur mein erstes Solo-Album fast komplett produziert, sondern ist auch ein gestandener Rapper, wie man hier auf „Feuer“ hört. Ist etwas weniger zu hören in letzter Zeit, wohl beruflich bedingt. Sein Bruder Fill Stereo hatte eigentlich auch einen Song produziert, meine erste Ballade, die ich allerdings später wieder vom Album nehmen musste, weil der Flow des Albums drunter litt (genau wie ein weiterer, von Influenza’s Finest produzierter Song sowie ein Skit produziert von Bassrael).

King Paranoij ist österreichischer Produzent und Rapper und hat den „Menschengötter“-Beat gemacht. Macht auch selbst coole Mucke.

Creeptide – die Mucke von „Kommakla“ ist von ihm. Kannte ihn nur über Myspace und hatte schon seit Monaten nichts mehr von ihm gehört. Letztens meldete er sich aus Nepal, wo er erfahren hatte, dass das Album raus ist und er mit drauf.

Cy Tru hat schon mehrere Sachen für mich produziert, ein extrem begnadeter Beatbastler aus Wuppertal.

Chryzla ist alter Weggefährte, wir sind gemeinsam mit Rigidius Brown, Ali FX, Skukol und DJ Trigger bei RBM und machen inzwischen leider seltener, aber immer noch sehr gerne Kram zusammen.

Influenza’s Finest bestanden zum Zeitpunkt der Albumproduktion noch aus Tosh und SiebZehN, wobei sich Tosh leider immer mehr zurückgezogen hat, einfach weil er sich mit anderen Dingen als Musik beschäftigt hat, so dass ich die meiste Zeit nur mit SiebZehN gearbeitet habe. Inzwischen ist Tosh auch offiziell raus. Die Jungs haben vor einigen Jahren ein im Grunde bereits komplett fertiges Album mit zwei Hannoveraner Rappern gemacht, das wahrscheinlich voll eingeschlagen hätte, sehr gut! Mit mir haben sie schon länger zusammengearbeitet, lange nachdem ich ihnen „Dein Zeichen“ mal vorgespielt hatte, haben sie auch Absztrakkt kontaktiert, sein Album produziert und ziemlichen Hype bekommen. So weit ich weiß, machen sie auch noch für andere Künstler bei 58 Muzik Beats.

DIE FEATURES

Rigidius Brown und Chryzla sind alte RBM-Weggefährten, besonders ersteren kenne ich schon ewig.

Borismann ist nicht nur mein „Stammregisseur“, sondern auch ein langjähriger Freund und Mitbegründer des Supaclustas, einem Künstlerkollektiv, das allen Disziplinen offensteht.

Illoyal ist ein vielseitig talentierter und interessierter Landsmann, der mich gemeinsam mit Asse dem unauffind- und sonderbaren Hedonihilisten in absurde Gefilde begleitet.

Elmäx vom Plot und SirPreiss sind meine „Düsseldorf-Connection“, wir haben schon öfter Tracks zusammen gemacht, unter anderem für die Netzwerke-Sampler.

Nicht zu vergessen die großartigen Plattentellerkünstler Niko Soprano und Dick Diamond! Ersterer macht unter anderem super Mixtapes für lau und produziert zum Beispiel für den Busenhalter aka O-Flow, Letzterer macht Partys in Aachen (Funky Mary). Geht mal dahin, wenn Ihr da seid!

DEAD: Mit wem, tot oder lebendig, würdest du gerne mal ein Feature machen, und warum?

Angry Teng: Was Rap angeht, habe ich in realiter vor zwei Jahren mal Absztrakkt gefragt, aber der wollte nicht. Ansonsten gibt es noch einige, mit denen ich was machen möchte, bisher aber aus Zeit- oder Verpeiltheits- und anderen Gründen nicht dazu gekommen bin (teilweise wissen die vielleicht auch noch nichts von ihrem Glück), als da wären Quenzo Flax, Sülo der Boss, Ms Marple und John E. Meistens ergibt sich so etwas einfach. Und mit allen Features auf dem aktuellen Album würde und werde ich bestimmt liebend gerne wieder arbeiten.

Angry Teng – Zombies!!! [DEAD Magazine Videopremiere]

http://www.angryteng.de
http://www.zeitgeistermusic.com/
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