
El-P – No Filler, nothing extra
Letzten Monat fand das sehnsüchtige Warten der Freunde guten Underground HipHops ein Ende. „Cancer For Cure“ [DEADreview] erschien am 8. Juni über Fat Possum Records, El-Ps neuer Bleibe nach der Beendigung der großen Definitive Jux Ära.
“There are hard times everywhere. These records are my way of dealing with that.“
Schon die ersten Höreindrücke des Albums offenbaren eine unleugbare Aggressivität. Diese angespannte Stimmung zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. El-P ist zurück und scheinbar rauer denn je. Und dieser Wandel kommt nicht von je her. Am 25. Mai 2008 starb El-Ps Labelkollege und enger Freund Camu Tao, welcher auf „Cancer For Cure“ beinahe allgegenwärtig ist. Er inspirierte El nicht nur zum Titel des Albums, ihm wird zudem ein Track gewidmet („$ Vic/FTL (Me and You“) und seine Zeilen wiederkehrend zitiert und performt. Harte Zeiten sind es, die einen formen. „There are hard times everywhere. These records are my way of dealing with that.“ Und nicht selten sind es gerade die düsteren Momente des Lebens, die einen veranlassen, neue bis dahin undenkbare Höhen zu erklimmen und dank des Schlammes, durch welchen man gezogen wurde, stählern der Zukunft entgegen zu blicken.
„[Cancer For Cure] ended up being a declaration of wanting to live.“
All den negativen Seiten, die das Leben in sich birgt, zum Trotze, bewahrt El-P sich eine überraschend lebensbejahende Einstellung: „[Cancer For Cure] ended up being a declaration of wanting to live.“ Dass dieser Lebenswille zwischen all den aggressiven Texten und den harten bis hin zu apokalyptischen Beats nicht immer leicht zu finden ist, ist nachvollziehbar.
Während sich wohl noch einige Anhänger rührselig an die glorreichen Definitive Jux Zeiten zurückerinnern, entwickelt sich El-P ohne zurückzublicken weiter und steht auch heute keineswegs alleine da. Sein Umfeld ist ihm wichtig geblieben und so sucht er auch weiterhin den Kontakt zu Künstlern, alten Bekannten und ehemaligen Labelmates, wie zum Beispiel dem stark übersehenen Ex-DefJukie Despot, welchem auf „Tougher Colder Killer“, zusammen mit Killer Mike, die Ehre eines Features zuteilwird. „Anyone who is on my records is someone I’m cool with, who is around me in some way or another when I’m making the record. If it happens naturally it gets on.“
„No filler, nothing extra“
El-P verschönt nichts, umschreibt nichts, er bringt die Dinge auf den Punkt. Wenn er sich an das Werk macht, ein Album zu produzieren, muss dieses am Ende zu einem klaren und organischem Ganzen zusammenwachsen. „No filler, nothing extra“ ist die Devise – ehrlicher Sound ist es, der zählt und gesucht wird. Das einmalige Talent El-Ps besteht wohl darin, dass er diesen scheinbar mühelos findet, dass jedes Produkt, das er anfasst, zu Gold wird – seien es Eigen- als auch Fremdproduktionen wie für das Killer Mike Album „R.A.P Music“.
„Thank you for listening“
Wohin es El-P wohl noch tragen wird, weiß man noch nicht. Neue Schritte sind getan, eine Ära abgeschlossen, neue Türen stehen offen. Aus dem Auge wird man diesen eigenwilligen Produzenten und MC wohl keinesfalls verlieren, dennoch hoffen wir wohl alle, dass sein nächstes Album nicht weitere fünf Jahre Produktionszeit benötigen wird. Wenn dies allerdings seine essentielle Formel für die Kreierung seiner Meisterwerke sein sollte, dann müssen wir Hörer wohl nachgeben und verständnisvoll nickend auf ein Neues die mögliche lange Wartezeit in Kauf nehmen. In diesem Sinne: „Thank you for listening“ – oder wohl eher: Danke für’s Warten…
https://www.facebook.com/THEREALELPhttp://www.fatpossum.com/
Text: Markus Matt
Tags: Cancer For Cure El-P Fat Possum Records